Erinnerungen aus 70 gemeinsamen Ehejahren: Horst und Lidia Seeger (*1933 und *1935)

Horst und Lidia Seeger begingen am 28. Mai 2025 ein außergewöhnliches Jubiläum: ihren 70. Hochzeitstag – die sogenannte Gnadenhochzeit. Sie stammen sie aus dem kleinen Ort Saubach im Burgenlandkreis in Sachsen-Anhalt, wo sie am Pfingstsonntag des Jahres 1955 in der Nicolaikirche den Bund fürs Leben schlossen. Dass sie 70 Jahre später diesen besonderen Hochzeitstag gemeinsam erleben dürfen, erfüllt sie mit großer Dankbarkeit und Freude. Ich durfte die beiden anlässlich ihres Jubiläums in Halle (Saale) treffen und aufnehmen.

Helen Hahmann mit Horst und Lidia Seeger

Lesen Sie hier einen Auszug aus unserem Gespräch:

Horst Seeger: Nach der Trauung haben wir dann im engen Raum in so einem kleinen Neubauernhaus gefeiert bis in den Morgen. Die großen Sälen im Dorf waren zu Pfingsten ja mit Tanzveranstaltungen belegt. Es lief alles wunderbar. Wir hatten viel Unterstützung und Hilfe durch unsere Familien, aber sicher hatte es auch mit unseren Berufen zu tun. Meine Frau war Kindergärtnerin und ich war Lehrer im Nachbarort. So haben wir uns auch kennengelernt.

Lidia Seeger: Ja, wir waren beide recht jung. Mein Mann und ich arbeiteten beide in Kahlwinkel. Aber er wurde meinetwegen aus Kahlwinkel nach Bad Bibra versetzt, weil das so war, dass eine Kindergärtnerin und ein Lehrer kein Verhältnis haben durften. Das war unsittlich. Und da wurde man mal einfach versetzt. Wir haben uns dann am Wochenende immer bei meinen Eltern in Saubach getroffen.

Horst Seeger: Es gab sogar eine gesetztliche Verordnung dafür, die beruhte noch auf dem alten preußischen Schulgesetz. Später wurde das Gesetz in der DDR dann gestrichen.

Lidia Seeger: Zur Hochzeit war ich 19 Jahre alt. Dass wir so jung geheiratet haben, hatte zwei Gründe. Zum einen bekamen wir nur als Ehepaar eine gemeinsame Wohnung. Der zweite Grund war, dass sich unser Sohn angemeldet hatte.

Horst Seeger: Es war auch so: ich hatte nur sie, meine Frau hatte nur mich und sie wollte mich und ich wollte sie und das war, was uns zusammenhielt und uns geholfen hat. Und auch unsere Eltern waren sehr froh, dass wir uns hatten und dass wir beide auf dieser Basis zufrieden waren.

Lidia Seeger: Was uns auch zusammengehalten hat, war das gemeinsame Erreichen. Erreichen, dass wir einen gesunden Sohn haben. Und erreichen, dass ich Haferflocken kaufen konnte und dass ich eine Suppe für ihn kochen konnte, weil ich nicht viel stillen konnte. Ja, und auch, dass wir einen kleinen Ofen hatten, auf dem hab ich dann das Breichen kochen konnte, ohne immer im Herd Feuer machen zu müssen. Diese Sorgen, das waren gemeinsame Sorgen. Und die haben uns zusammengeschweißt.

Weiter
Weiter

Ich habe so viele Wunder gesehen: Ein biografisches Gespräch mit Diakonisse Ruth Matyschok